Einleitung
Jedes Reych sollte meiner Ansicht nach auch im Uhunetz vertreten sein. In der heutigen Zeit ist ein kleiner Internetauftritt ebenso üblich, wie früher das Faxgerät oder die Visitenkarte. Ob Einreyter oder Interessent, wer heute Informationen sucht, wann Sippungstag ist, wie man zur Burg gelangt oder wo man am besten das Stinkross abstellt, der nimmt nicht den Hörer in die Hand, sondern schaut schnell im Internet nach. Das ist die schöne neue Welt, in der jeder heute Kleinstcomputer in Form von Smartphones bei sich trägt.
Vor hohen Kosten muss sich niemand scheuen: Eine Webseite ist heute für ca. 4 EURO monatlich realisierbar. Sind Sassen mit IT-Kenntnissen im Reych vorhanden und willens, hier und dort auch einmal selbst Hand anzulegen, lassen sich die Kosten noch einmal halbieren. Doch bevor es an die Realisierung geht, sollte im Reych der Webauftritt geplant werden. Und genau dabei möchte diese Webseite unterstützen.
Netzvogt: Einzelkämpfer oder Teamplayer?
Warum zuerst die Personalfrage klären? Weil die Pflege der Internetseite Arbeit ist und Zeit kostet! Deshalb sollte das Reych zunächst klären, wer Interesse hat, an der Internetseite mitzuarbeiten. Steht ein Team zur Verfügung, können auch größere Projekte mit mehr Inhalt realisiert werden. Gibt es hingegen nur einen Ansprechpartner, sollte das Projekt klein starten und sich nicht zu viel aufbürden. Denn es gilt nicht nur, die Inhalte einmal online zu stellen. Viel wichtiger ist nämlich, diese auch aktuell zu halten!
Welchen Wert hätte zum Beispiel ein Telefonbuch, in dem viele Nummern und Adressen nicht mehr stimmen, weil das Autorenteam mit den Änderungen nicht mehr Schritt halten kann? Oder wer hätte Gefallen an einer Zeitung, die nur zur Hälfte mit neuen Artikeln versehen ist, der Rest ist eben noch von gestern oder letzter Woche?
Und ganz wichtig: Bindet die Junkertafel mit ein! Diese sollte eine eigene Rubrik für sich bekommen, in der sie aus ihrer Perspektive berichten. Und immerhin wird hier der schlaraffische Nachwuchs ausgebildet, daher sollten die Knappen und Junker auch frühzeitig in die zu erledigenden Aufgaben eingebunden werden!
Ich bin kein Computer-Spezialist…
Technisches Wissen muss nicht zwingend vorhanden sein, viel wichtiger ist, dass Interesse besteht und der Wille, etwas dazu zu lernen. Inhalte auf der Webseite werden heute in ähnlicher Form erstellt wie in gängigen Textverarbeitungen (z.B. Microsoft Word, Libre Office). Man tippt den Text ein, kann diesen mit wenigen Mausklicks fett oder kursiv formatieren, ausrichten und per Mausklick veröffentlichen. Und sollte jemand mit der Formatierung nicht zurecht kommen, reicht es völlig aus, den Text einzugeben und als Entwurf abzuspeichern. Denn das ist die Hauptarbeit: Inhalte ausdenken und zur Veröffentlichung vorbereiten! Im Nachgang wird sich bestimmt ein Sasse finden, der die Rohfassung dann in einen optisch ansprechenden Artikel verwandelt und vielleicht noch mit dem einen oder anderen Bild untermalt.
Inhalte
Nachdem die Personalfrage geklärt ist, sollte noch vereinbart werden, welche Informationen mindestens auf der Internetseite veröffentlicht werden sollen. Hier einige Vorschläge von mir:
- Informationen zur Burg
- Adresse
- Parkmöglichkeiten in der Nähe
- Sippungstag
- Informationen zur Atzung/Schmuspause
- aktuelle Sippungsfolge
- Kontaktdaten zum Kantzler
Darüber hinaus empfehle ich noch folgende weitere Rubriken:
- Reychsherold (aktuelle Nachrichten)
- Junkertafel
Über den Reychsherold können Veranstaltungen, Änderungen in der Sippungsfolge, Ehrungen, Ritterschläge, Ausritte und vieles mehr kommuniziert werden, die dann hier an zentraler Stelle auffindbar sind.
Hat sich kein Autorenteam gefunden, sondern nur eine Einzelperson, sollte es dabei schon belassen werden. Denkt an das veraltete Telefonbuch und überfordert Euren Netzvogt nicht! Auch dieser möchte eine Fechsung schreiben, in Urlaub fahren, Zeit mit der Familie verbringen oder auch einfach mal seine Freizeit genießen.
Darüber sollte die Junkertafel ermutigt werden, an der Gestaltung der Webseite und deren Inhalten aktiv beteiligt zu werden, eigene Fechsungen oder Ausrittsberichte online zu stellen und über die Sippung hinaus Präsenz zu zeigen. Und die Webseite ist keine Sippung, bitte prüft nicht die Inhalte! Lasst der Junkertafel Freiräume! Eine aktive Junkertafel vermag Interesse zu wecken. Ist hier nichts los oder wird darüber nicht berichtet, wirkt das Reych schnell leblos, eingefahren und altbacken.
Technische Realisierung
Nachdem wir die Inhalte festgelegt haben und wissen, welche Personen oder welcher Personenkreis sich mit der Umsetzung befasst, kann es mit der technischen Umsetzung losgehen.
Internetadresse / Domain
Unter welcher Internetadresse soll die Webseite erreichbar sein? Ich empfehle, einen möglichst kurzen, sprechenden Namen, der mit dem Reych in Verbindung steht und sich schnell einprägt. Adressen wie https://schlaraffia-colonia-agrippina.de sollten vermieden werden: zwar ist diese eindeutig dem Reych zuzuordnen, aber man tippt sich einen Wolf, und wirklich gut zu merken ist sie auch nicht. Wählt lieber so etwas wie https://www.mimegarda.de.
Eine Internetadresse mit der Endung .de ist üblicherweise in den Hostingpaketen inkludiert und bei der Einrichtung anzugeben, daher sollte im Vorfeld geklärt sein, unter welcher Adresse die Webseite erreichbar sein wird.
WordPress, ist das alles?
Viele Wege führen nach Rom. Entsprechend gibt es auch viele Möglichkeiten, die Webseite zu realisieren. Die gängigsten Möglichkeiten möchte ich kurz beleuchten und Euch als Ergebnis auch eine Empfehlung geben:
Do it yourself
Versierte Programmierer schwören natürlich darauf, den gesamten Code für die Webseite selbst zu schreiben. Wer Lust und Zeit hat, sich mit dem Erlernen oder Vertiefen von HTML Kenntnissen zu beschäftigen, für den ist Self HTML ein guter Einstieg. Dennoch rate ich hiervon dringend ab. Denn was passiert, wenn der Netzvogt sein Amt niederlegt, erkrankt, oder aus anderen Gründen die Pflege der Internetseite aufgibt? Bei selbst geschriebenem (und selten dokumentiertem) Code führt das in der Regel dazu, dass man alles wegwerfen und neu aufsetzen muss. Deshalb empfehle ich dringend, Standard-Produkte einzusetzen, die kein Spezialwissen von Einzelpersonen erfordern.
Homepage Baukästen
Viele Internetanbieter wie Wix oder Jimdo werben mit der besonders einfachen Gestaltung einer Webseite durch Nutzung von sogenannten Baukästen. Das stimmt auch, aber hier gilt im Prinzip das oben gesagte, nur für den Anbieter: Stellt der Anbieter sein Angebot ein oder möchte man den Anbieter wechseln, hat man ein Problem: Denn den Baukasten kann man nicht mit umziehen. Und auch das führt in der Regel dazu, dass die gesamte Webseite neu aufgesetzt werden muss, eben weil kein Standard-Produkt genutzt wurde. Daher: Es gibt bessere Alternativen!
„Mini CMS“ Systeme
Sofern die Webseite nur von einer Person gepflegt wird (und nur dann!), könnte ein Mini-CMS wie MobiRise eine Alternative sein. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Website-Baukasten-System, das auf dem eigenen Rechner installiert wird. Hier lässt sich jetzt die eigene Webseite sehr komfortabel und flexibel gestaltet und per Knopfdruck veröffentlichen.
Aber: Die Rohfassung der Webseite existiert dann eben nur auf diesem einen Rechner! Ihr merkt schon: wenn jetzt mehrere Personen Inhalte beisteuern wollen, geht das immer nur über diesen einen Rechner, der – beziehungsweise dessen Nutzer – damit zum Flaschenhals wird. Für kleine Reyche mag das also durchaus ein Weg sein, aber vielleicht wächst das Reych ja auch wieder, und dann wird es problematisch.
Empfehlung: WordPress
Ich empfehle aus vorgenannten Gründen daher ein ausgewachsenes Content Management System (CMS), welches von vornherein genau für diesen Zweck erstellt wurde: Eine zentrale Webseite, deren Inhalte von vielen Personen von überall und unabhängig vom genutzten Computer und Betriebssystem gepflegt werden können. Auch hier gibt es natürlich Wettbewerber wie Drupal oder joomla!, aber WordPress ist das mit Abstand meistgenutzte System und einfach zu erlernen. Beides sind für unsere Zwecke wichtige Faktoren, da wir kaum ein Expertenteam von Entwicklern zur Verfügung haben. Für nahezu jedes Problem lässt sich mit einer einfachen Websuche eine Lösung finden, und daher geht meine ganz klare Empfehlung an WordPress!
Der eigene Server?
Der eine oder andere Hobby-Bastler oder IT-Enthusiast mag sich austoben und einen eigenen Webserver betreiben wollen, doch davon rate ich ab. Erstens ist der Verwaltungsaufwand ungleich höher, zweitens wird bei privaten Servern oft die Datensicherung vernachlässigt, und wenn dann mal etwas kaputt geht, fängt man wieder bei Null an. Drittens muss die Hardware gekauft werden und viertens lohnt es sich auch finanziell nicht: Selbst ein kleiner Raspberry Pi verbraucht je nach Modell 2-5 Watt, je nach Auslastung. Da der Server rund um die Uhr und an jedem Tag online ist, ergeben sich bei gemittelten 3,5 W x 24 Stunden x 365 Tage = knapp 31 kWh jährlich, bei den aktuellen Strompreisen entstehen so etwas Kosten von 12 EURO jährlich. Dabei sind die Kosten für den Internetzugang und den Router noch nicht inkludiert. Für diesen Preis gibt es bereits vServer Angebote bei einem professionellen Anbieter. Wer sich also hier partout austoben will, mag das gerne tun, aber ob das wirklich sinnvoll ist, muss individuell beurteilt werden.
Hosting
Statt dessen empfehle ich einen professionellen Hoster wie Strato oder Ionos. Auf dem Markt tummeln sich noch unzählige weitere Anbieter, wer mit den beiden genannten nicht zufrieden ist, wird mit einer Internetrecherche schnell fündig. Grundsätzlich reicht stets das kleinste Paket für aktuell 4 EURO monatlich, je nach Anbieter gibt es noch Gratismonate, aber auch einmalige Einrichtungsgebühren. Nach Abschluss des Bestellprozesses wird die Instanz von WordPress vom Provider bereitgestellt, in den E-Mails, aber auch in den häufig gestellten Fragen (FAQ) und den Anleitungen des Anbieters finden sich alle Antworten die Fragen, die aufkommen könnten. Und falls nicht, hilft der Support schnell und kompetent; ein weiterer Vorteil des professionellen Anbieters.
Geschafft!
Und damit kann es losgehen! Wer sich mit WordPress noch schwer tut:
Im Internet gibt es viele detaillierte Anleitungen, wie Projekte realisiert werden können. Insbesondere die Internetseite von WordPress selbst bietet viele, viele Antworten. Individuelle Hilfe gibt es im Forum. Hier kann man sich anmelden, die Inhalte durchstöbern, ob bereits jemand die gleiche Frage gestellt und auch schon eine passende Antwort erhalten hat, oder notfalls die eigene Frage selbst stellen.
Auch Fachliteratur hilft weiter, wenn man sich mit den Grundlagen von WordPress beschäftigen möchte. Empfehlen kann ich den Titel „Einstieg in WordPress 6: So erstellen Sie WordPress Websites“ von Peter Müller, erschienen im Verlag Rheinwerk Computing, 4. Edition (8. September 2022), ISBN 978-3836286640.
Und last but not least bieten viele Volkshochschulen WordPress-Kurse an. Auch diese kann ich sehr empfehlen, insbesondere, wenn man bereits erste Erfahrungen gesammelt hat und diese ausweiten möchte. Im kleinen Kreis Gleichgesinnter die Möglichkeiten von WordPress zu entdecken macht einfach Spaß!
Beispiel
Als ein gelungener Webauftritt darf die mit WordPress erstellte Seite der Berliner Lietzowia (175) bezeichnet werden: Lietzowia.de
